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Kindergrundsicherung: Deutschlands Zukunft hängt von fairen Startchancen ab

DSTG-Bundesvorsitzender Florian Köbler fordert gerechtere Familienförderung, faire Chancen und einfachere Verfahren – Steuerverwaltung bereit für die Umsetzung

„Kinderarmut ist kein Finanzierungs-, sondern ein Investitionsproblem“, erklärt Florian Köbler, Bundesvorsitzender der Deutschen Steuer-Gewerkschaft. „Wir können es uns nicht leisten, 110 Milliarden Euro jährlich in die Behandlung der Symptome zu stecken. Wir müssen in die Prävention investieren – in eine echte Kindergrundsicherung. Sie sorgt nicht nur für soziale Stabilität, sondern zahlt sich auch wirtschaftlich aus.“

Die Kindergrundsicherung: Symbolpolitik statt Reform

Fast drei Millionen Kinder in Deutschland leben in Armut. Diese Zahl steht für persönliche Not – und sorgt auch für ein wirtschaftliches Problem. Denn Kinderarmut kostet Deutschland jährlich geschätzt 110 bis 120 Milliarden Euro – durch Gesundheitsfolgen, fehlende Bildung, und Arbeitslosigkeit im Alter.

Investitionen in Kinder rentieren sich nicht nur aus sozialer Perspektive, sie amotisieren sich nachweislich bereits nach 18 Jahren – da höhere Beschäftigung, bessere Bildung und mehr Steuereinnahmen und Sozialabgaben folgen. Die geplante Kindergrundsicherung wollte hier ansetzen, doch die ursprünglich angedachten 12 Milliarden Euro wurden zusammengekürzt. Zuletzt blieb nur eine symbolische Erhöhung des Kindergeldes um fünf Euro auf 255 Euro monatlich übrig.

„Kindergrundsicherung ist keine Wohlfahrt, sondern eine Investition in Zukunftsfähigkeit, soziale Stabilität und wirtschaftliche Stärke“, so Florian Köbler.

Kinderarmut: Jedes fünfte Kind ist betroffen

„Fast jedes fünfte Kind wächst in Deutschland mit zu wenig Chancen auf“, mahnt Köbler. „Das ist kein Randthema, sondern eine Frage der Zukunftsfähigkeit unseres Landes.“

Aktuelle Zahlen zeigen: Rund 20 Prozent aller Kinder gelten als armutsgefährdet. Besonders betroffen sind Alleinerziehende (41–43 Prozent), kinderreiche Familien und Familien mit Migrationsgeschichte. Hinzu kommt, dass 34–43 Prozent der Berechtigten die ihnen zustehenden Sozialleistungen nicht in Anspruch nehmen – oft wegen fehlender Information oder komplizierter Verfahren.

„Bürokratie darf Familien nicht davon abhalten, ihre Ansprüche wahrzunehmen“, fordert Köbler.

Gerechte Familienpolitik statt Ungleichheit

Das bestehende System aus Kindergeld und Kinderfreibeträgen verschärft die Ungleichheit: Während 90 Prozent der Familien jährlich rund 3.060 Euro erhalten, profitieren Spitzenverdiener über Steuerfreibeträge mit bis zu 4.420 Euro. Diese Schieflage schwächt das Vertrauen in staatliche Gerechtigkeit.

„Das Kind einer Verkäuferin darf dem Staat nicht weniger wert sein als das eines Investmentbankers“, betont Köbler. „Familienförderung muss gerecht, einfach und digital organisiert sein.“

Skandinavien zeigt: Investition in Kinder zahlt sich aus

Skandinavische Länder zeigen, dass Armutsprävention nachweislich funktioniert: In Finnland liegt die Kinderarmut nur bei rund 10 Prozent. Eine automatische Auszahlung staatlicher Leistungen, kostenlose Kitas, Schulessen sowie digitale Ausstattung erleichtern Familien den Alltag und verbessern die Bildungschancen. Schweden belegt, dass sich diese Investitionen langfristig auch wirtschaftlich auszahlen.

„Diese Staaten investieren in Prävention statt Verwaltung“, sagt Köbler. „In Deutschland müssen wir denselben Mut aufbringen und Strukturen vereinfachen.“

Laut Berechnungen des WSI der Hans-Böckler-Stiftung könnte eine umfassende Kindergrundsicherung die Kinderarmut um 282.000 Fälle sofort senken. Langfristig bis 2050 wären bis zu 440.000 Kinder besser gestellt. Die Chancenlücke zwischen armen und wohlhabenden Kindern verringerte sich um 15,4 Prozent.

Die Investition rentiert sich auch in Deutschland wirtschaftlich: Die Ausgaben amortisieren sich bereits nach 18 Jahren – weil höhere Beschäftigung, bessere Bildung und mehr Steuereinnahmen und Sozialabgaben folgen. Kinderarmut kostet Deutschland hingegen jährlich 110 bis 120 Milliarden Euro – durch Gesundheitsfolgen, fehlende Bildung, und Arbeitslosigkeit im Alter.

Fünf Schritte für nachhaltige Familienförderung

Florian Köbler empfiehlt fünf Maßnahmen, um Kinderarmut nachhaltig zu bekämpfen und die positiven Effekte für Familien und Wirtschaft voranzutreiben:

1. Automatische Kindergeldauszahlung ohne Antragsdschungel nach skandinavischem Vorbild.

2. Gerechtigkeitslücke schließen: Das Kindergeld muss an die maximale Freibetragswirkung angepasst werden.

3. Digitale Familienleistungen – zentrale Online-Plattform mit automatischer Anspruchsprüfung.

4. Kindergrundsicherung mit Garantie- und einkommensabhängigem Zusatzbetrag, finanziert mit 12 bis 20 Milliarden Euro jährlich.

5. Ausbau sozialer Infrastruktur – kostenlose Kitas, Ganztagsschulen, Schulessen, Lernmittel und Mobilitätsangebote wie in Finnland (ggf. zulasten des Kindergelds)

Fazit: Die Politik muss handeln

„Kindergrundsicherung ist keine Wohlfahrt, sondern eine Investition in Zukunftsfähigkeit, soziale Stabilität und wirtschaftliche Stärke. Wir dürfen Armut nicht länger verwalten, wir müssen sie abschaffen“, fasst Köbler zusammen.

„Es wäre die beste Investition, die Deutschland tätigen kann. Die Finanzverwaltung hat die Strukturen, das Know-how und die digitalen Systeme, um diese Reform umzusetzen“, betont Köbler. „Was fehlt, ist der politische Wille, sie auch anzupacken.“


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