Berliner Taxibranche: Steuerhinterziehung im großen Stil
ARD | rbb24
17.07.2024
Der rbb hat ein kriminelles Firmennetzwerk in Berlin aufgedeckt. Mietwagen- und Taxiunternehmer hinterziehen systematisch Steuern, bevor sie ihre Unternehmen nach Osteuropa verlegen und sich so der Handhabe des deutschen Fiskus entziehen.
Laut rbb-Recherche sind mindestens 61 Firmen mit rund 1.300 Autos Teil eines „Firmenbestattungs”-Systems. Die Fahrer erhalten Aufträge über Plattformen wie Uber oder arbeiten als Taxifahrer. Nach 1,5 – 3 Jahren werden die Firmen an Bulgarien verkauft und verschwinden vom Berliner Markt. Dem Finanzamt werden nur geringe Umsätze angezeigt. Sobald Geld für die Fahrten von Plattformen wie Uber eingeht, wird es bar vom Geldautomaten geholt. Die Fahrer werden schwarz bezahlt und die Autokosten als absurd hoch angegeben. Der Schaden durch Steuerhinterziehung liegt schätzungsweise im mittleren zweistelligen Millionenbereich.
Finanzämter prüfen neu gegründete Unternehmen erst nach 18 bis 24 Monaten genauer. Wenn die Holdings dann bereits ins Ausland verkauft wurden, haben die Prüfer kaum Handhabe. Beweise wie Geschäftsunterlagen, Kassenbücher und Überweisungsbelege verschwinden zum neuen Eigentümer ins Ausland. DSTG-Chef Florian Köbler fordert daher eine grundsätzliche Umstellung auf Echtzeit-Besteuerung. “Die Wirtschaft muss möglichst in Echtzeit oder zumindest zeitnah Daten an uns übermitteln, um eben den Steuerbetrug besser bekämpfen zu können.“
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