Wir brauchen eine Vision für Deutschland
Ich freue mich, dass Presse, Fernsehen und Politik unsere Vision einer zukunftsfähigen Steuerverwaltung so positiv aufgenommen haben.
Ich bin fest davon überzeugt, das langfristig Veränderungen eintreten werden. Und diese sind auch dringend erforderlich, um den Staat handlungsfähig zu halten, indem wir die Steuerverwaltung effizienter gestalten. Weg von Klein-Klein hin zu echten Steuervereinfachungen, Entbürokratisierung und zum Einsatz modernster Technologien und Künstlicher Intelligenz. Leider sind wir im täglichen Arbeitsablauf derzeit noch meilenweit von dieser Vision entfernt.
Die Frustration nimmt stetig zu
Es frustriert mich, dass zuerst ein fünfseitiges Formular ausgefüllt werden muss, um einen E-Mail-Austausch mit der Finanzverwaltung zu starten. Es frustriert mich, dass eine Vielzahl von Betriebsprüfern für die Bearbeitung der Grundsteuer eingesetzt wird, während dem Staat an anderer Stelle Millionen an Steuereinnahmen entgehen und die Steuergerechtigkeit leidet.
Es frustriert mich, dass hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bewertungsstellen hauptsächlich mit der Eintragung von Massenrechtsbehelfen beschäftigt sind. Es beängstigt mich, dass Hunderte von Kolleginnen und Kollegen ein Steuerberaterexamen in der Tasche haben und darüber nachdenken, ob sie in der Privatwirtschaft nicht besser aufgehoben sind.
Es braucht dringend einen Wandel
Wir brauchen einen Wandel. Ganz dringend. Es ist nicht mehr fünf vor zwölf, sondern eher nach zwölf. Wir brauchen Investitionen in Digitalisierung und Ausstattung. Vor allem aber benötigen wir Anerkennung, gute Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung.
Die Steuerverwaltung steht im öffentlichen Dienst am stärksten im Wettbewerb. Kommunen, Steuerberater und zahlreiche Unternehmen buhlen um unsere hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Lange vorbei sind die Zeiten, in denen der Staat mit dem Argument „sicherer Arbeitsplatz“ werben konnte – wir befinden uns mittlerweile in einem Arbeitnehmermarkt. Wie wirkt es sich auf unsere Kolleginnen und Kollegen aus, wenn sie hören, dass Grundschul- und Mittelschullehrer in vielen Bundesländern nun nach A 13 besoldet werden – was den Lehrern gegönnt sei. Auf der anderen Seite weist ein Finanzminister Forderungen nach zusätzlichen Beförderungen im Steuerbereich mit Verweis auf die hohe Personalquote im Staatshaushalt ab. Das beeinflusst doch Motivation, Engagement und Mitarbeiterbindung!
Lasst uns aktiv werden!
Es ist an der Zeit, dass wir alle gemeinsam diesen Missständen entgegentreten und unsere Stimme erheben. Jeder Einzelne kann etwas dazu bei[1]tragen (reden Sie beispielsweise mit Ihrem örtlichen Abgeordneten). Wir müssen uns dafür einsetzen, dass die Steuerverwaltung endlich die Anerkennung und die Ressourcen erhält, die sie verdient. Nur so können wir die Herausforderungen der Zukunft bewältigen und eine moderne, effiziente und gerechte Steuerverwaltung aufbauen.
Florian Köbler
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